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„When a boy meets a girl“

(U2: „Boy/Girl“)

Kurztext, erschienen im der Antifee Readerin 2008.

Selten aber manchmal wird es zum öffentlichen Skandal, wenn berühmte Stars offen homophob auftreten. Etwa wenn Eminem von seinem Bedürfnis singt, »faggots« (dt. »Schwuchteln«) zu killen und dafür von seinen Fans beklatscht wird, oder Ex-Aggro BerlinRapper ihren homophoben Hirnschiss von sich geben, in dem sie Gewaltphantasien gegenüber Homosexuellen (Männern) ausdrücken. Skandalös ist das in der Tat. Homophobie und Heterosexismus fangen aber meist schon viel früher an.

Neulich trällerte es „When a boy meets a girl“ aus meinem Radio. Da frag ich mich, was denn ist, wenn sich Junge und Mädchen so treffen? Gehen sie einen Kaffee trinken? Grummeln sie sich an? Planen sie die nächste Demo? Nein. Phrasen wie „what a man wants“ oder „what a girl needs“ sollen mir scheinbar ohne Erklärung verständlich sein: „Natürlich“ begehren sie das andere Geschlecht. Sie zitieren Geschlechterbilder davon, was „den Mann“ oder „die Frau“ ausmachen soll.

Irritierte Blicke erntet da, wer nachfragt, warum das bei z.B. „when a girl meets a girl“ nicht so einsichtig sein soll. Denn festgeschrieben und bestätigt ist in dem „Wissen“ von der Bedeutung der Phrase die per se angenommene Heterosexualität. Darin drückt sich die Norm aus, die jedes nicht-heterosexuelle Begehren als „unnormale“ Abweichung erscheinen, oder gleich ganz aus dem Bewusstsein verschwinden lässt. Die mitschwingende Leugnung davon reproduziert, was in der heteronormativen Gesellschaft ohnehin Gang und Gäbe ist: Sexualität ist immer schon verstanden als Heterosexualität. Da hilft es leider auch nicht, dass das „so ja nicht gemeint“ war. Der alltägliche Heterosexismus besteht ja gerade darin, mit Selbstverständlichkeit auszuschließen, nicht wahrzunehmen und damit jenen, die aus der heterosexuellen Norm herausfallen, klar zu machen, dass sie eben nicht dazu gehören – dass sie irgendwie „anders“ seien.

Selbstverständlich gibt es queere Bands und andere Alternativen. So gute Musik sie auch machen, ihre Notwendigkeit eine Alternative zu stellen bestätigt nur noch, wie es um die Normalität so steht. Diese Normalität ist selbstverständlich nicht eine reine Angelegenheit der Pop-Musik. Denn was dort an Vorstellungen zitiert werden kann, muss von der Gesamt-Gesellschaft gegeben sein. Solange das so ist, bedeutet das schnulzige Alltagsgedudel, so romantisch, farbenfroh und unschuldig es auch daher kommen mag, eben immer auch Teil dieser repressive heterosexistische Normalität zu sein.

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